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Ing. Andreas Jung
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1. Dezember 2022

DIE FÜTTERUNG DES ALTEN PFERDES!!!

Jeder Pferdebesitzer muss sich der veränderten Bedürfnisse seines Seniorenpferdes bewusst sein und Haltung und Fütterung anpassen. Es gibt natürlich starke individuelle Unterschiede zwischen den alten Pferden. Während einige Pferde durch weniger körperliche Arbeit und genetische Veranlagung eher zu Fettleibigkeit neigen, zeigen viele andere deutlichen Gewichtsverlust bis hin zu extremer Abmagerung. Das heißt ein universelles Seniorenfutter, das für jedes alte Pferd passt, gibt es also nicht.

 

Wichtige Faktoren, die in der Fütterung des alten Pferdes beachtet werden müssen sind:

 

·         Besondere Anforderungen an die Struktur des Futters bei Zahnproblemen

·         Erhöhter Nährstoffbedarf

·         Hohe Verdaulichkeit des Futters wegen veränderter Resorptionsfähigkeit des    Darmes

 

 Fast alle älteren Pferde, auch die eher übergewichtigen, haben im Alter einen erhöhten Nährstoffbedarf. Fellwechsel, extreme Witterung und Temperaturschwankungen kosten mehr Kraft und der Bedarf an qualitativ hochwertigen Nährstoffen wie Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen steigt. Es muss deswegen auf eine ausgewogene Mineralisierung der Ration geachtet werden.

 

Anzeichen für Spurenelementmangel sind z.B. Fellwechselprobleme, Haut-/Hufprobleme, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Muskelprobleme.

 

Nicht alle, aber doch viele alte Pferde zeigen im Alter einen deutlichen, teilweise sogar dramatischen Gewichtsverlust.

Ursache hierfür ist, dass sie die dargereichte Nahrung nicht mehr ausreichend verwerten können. Sicherlich der häufigste Grund hierfür sind Zahnprobleme wie extrem abgenutzte Zähne oder Zahnlücken, wodurch das Futter nicht mehr ausreichend zerkleinert werden kann.

 

Achtung! Nicht immer zeigen die Pferde deutliche Symptome wie „Wickelkauen“, Futter das aus dem Maul falledn, o.ä.

 Zum Teil kauen die Pferde scheinbar normal, können aber das Futter nur eingeschränkt zerkleinern. Nicht ausreichend zerkleinertes Futter wiederum kann, selbst wenn es vollständig verzehrt wird, im Darmtrakt nicht mehr richtig aufgeschlossen werden und somit „verhungert das Pferd am vollen Trog“.

Neben der Nährstoffunterversorgung kommt es auch zu Schädigungen der Dickdarmflora. Kotwasser, Durchfall und sogar Koliken können die Folge sein!

 

Wichtige Anzeichen für Probleme beim Futterzerkleinern sind: Gewichtsverlust , sehr lange Fasern im Kot und/ oder matschiger, stinkender Kot.

 

Bei Pferden mit Zahnproblemen existieren heute viele Möglichkeiten sie angemessen zu ernähren:

·         Futtermittel, die kurzfaserige Rohfaser als Heuersatz enthalten

·         hochverdauliche, hydrothermisch behandelte energiereiche Futtermittel

 

 Aber nicht vergessen - Ein Pferd kann ohne Ergänzungsfutter leben, aber niemals ohne Grundfutter!!!

 

Angepasste Fütterung bei einem alten, mageren Pferd darf also nicht bedeuten, einfach die Kraftfutterration zu erhöhen um so eine höhere Kalorienzufuhr zu erzielen!!!

Wichtig ist vor allem die ausreichende Versorgung des Pferdes mit Grundfutter!!!

 

 Über die Sommermonate wird der Bedarf an Raufutter bei den meisten Senioren über die Grasaufnahme bei Weidegang weitestgehend gedeckt. Aber vor allem in der Übergangszeit und im Winter, kann es eine echte Herausforderung sein, ein altes Pferd mit ausreichend Rohfaser zu versorgen, wenn die Zähne nicht mehr mitmachen. Es muss also stark zerkleinertes Heu in Form von Heucobs zugefüttert werden. Diese sollten beim alten Pferd immer eingeweicht werden, da sie stark quellen und das Risiko von Schlundverstopfungen besteht !!!

 

Welche Menge an Heuersatz ist nötig?

Grundsätzlich rechnet man circa 1,5 bis 2kg Raufutter/100 kg Körpergewicht als minimale Tagesration

➔ Das bedeutet 8 bis 10 kg Heu bei einem 500kg schweren Pferd

 Bei eher schlechtfuttrigen Pferden oder Pferden, die körperlich arbeiten, liegt der Bedarf noch deutlich höher

➔ 1 kg Heucobs ersetzt 1 kg Heu, d.h. es kann durchaus nötig werden bis zu 10 kg Cobs/Tag an ein Großpferd zu verfüttern

Hinzu kommt, dass das Futter über den Tag verteilt in mehreren Portionen verabreicht werden sollte...

 

Oftmals reicht es jedoch, zunächst nur einen Teil der Raufuttermenge durch Cobs zu ersetzen, da noch eine gewisse Menge Heu verwertet werden kann.

 

Beispielration für ein 500kg Pferd zum Auffüttern eines mageren Pferdes:

a) Grundlage der Ration: 5-10 kg Heucobs

b) Ergänzend Kraftfutter:  ca 2 kg

c) Auch circa 500g bis 1 kg Rübenschnitzel können zugefüttert werden

d) Bei sehr schlechtfuttrigen Pferden kann auch noch Energie in Form von Fett ergänzt werden

e) Als Eiweißquelle kann auch bis zu 200g Sojaextraktionsschrot zugefüttert werden

 

Was bei den Einzelkomponenten dieser Ration zu beachten ist:

 

a)Heucobs:

Wichtig ist die Ration ist auf mindestens 3 Portionen aufzuteilen. Gerade bei Pferden, die kein normales Raufutter mehr aufnehmen können ist eventuell noch eine häufigere Fütterung notwendig, um zu lange Fütterungspausen zu vermeiden (Magenübersäuerung!!)

 Wenn die Heucobs nicht frisch zubereitet werden können, kann man auch auf Häcksel zurückgreifen, die trocken oder nur angefeuchtet gefüttert werden können.

 

b)Kraftfutter:

Hierbei auf leicht verdauliches, eventuell hydrothermisch aufgeschlossenes Futter achten.

 

c) Rübenschnitzel

Diese enthalten viel leicht verdauliche Rohfaser. Da sie eingeweicht verfüttert werden müssen, sind sie auch gut für Pferde mit Zahnproblemen geeignet.

 

d)Öl

 Öle haben sich seit Jahren in der Pferdefütterung bewährt. Es können sogar große Mengen von bis zu 200 – 300 ml/Tag verabreicht werden. Aber Vorsicht!! Immer langsam auf Ölfütterung umstellen, da es sonst zu Fehlgärungen und Durchfall kommen kann!

 

e) Sojaschrot

 Dieser enthält sehr viele hochwertige Aminosäuren und unterstützt Stoffwechsel und Muskelaufbau. Auch hier gilt - immer vorsichtig an den Sojaschrot gewöhnen und nicht zu viel füttern!

 

Fettleibiges altes Pferd:

Nicht selten sind alte Pferde aber auch eher übergewichtig, eventuell sogar mit einer Tendenz zum equinen metabolischen Syndrom (EMS). Ähnlich wie beim „Altersdiabetes“ des Menschen ist bei EMS der Blutzuckerspiegel erhöht und es besteht ein hohes Risiko für eine Reheerkrankung.  Neben dem erhöhten Reherisiko ist das Übergewicht natürlich auch eine zusätzliche Last für die alten Gelenke, und gerade Arthrosepatienten sollten möglichst nicht übergewichtig sein.

 Die Ration eines übergewichtigen Pferdes sollte auf das Grundfutter (Heu und Gras) reduziert werden, in Ergänzung ein hochwertiges Mineralfutter.